Konstante Leistung ermöglicht Überraschung
Landesliga Nord: Vulkan Vogelsberg erhält sich Chance im Abstiegskampf
Eine starke Leistung, begründet auf nimmermüdem Kampfgeist und Konstanz, hält die HSG Vulkan Vogelsberg im Rennen um den Klassenerhalt in der Handball-Landesliga Nord. Vor knapp 200 Zuschauern besiegte die Mannschaft von Trainer Heiko Walter überraschend den Tabellenzweiten HSG Eitra/Oberhaun mit 28:27 (15:15) und machte im Zwischenklassement einen Rang gut. "Wir haben heute eine konstante Leistung gezeigt, anders als bei anderen Spielen keinen Einbruch erlitten", freute sich Walter unmittelbar nach dem Schlusspfiff. Dabei zog er ganz tief den Hut vor André Walter
HSG Vulkan Vogelsberg -
HSG Eitra/Oberhaun 28:27
und Philipp Amrhein, die sich "trotz Schmerzen durchgebissen haben". Klaus Gilbert, Co-Trainer der HSG Eitra/Oberhaun, war unterdessen schwer enttäuscht: "Wir sind überhaupt nicht zufrieden. Keiner außer Matthias Kienast hatte Normalform. Vulkan hat verdient gewonnen. Wir haben einfach zu viele Chancen vergeben."
Keine zwei Minuten waren gespielt, als die Vulkan-Anhänger erschreckt zusammenzuckten: Ohne Einwirkung eines Gegenspielers war Walter zusammengesunken, weil er unglücklich umgeknickt war. Den Rest der ersten Hälfte musste der Mittelmann von der Bank aus verfolgen, wo er es in der zweiten Halbzeit nicht mehr aushielt. "Sein Huf ist richtig dick, aber er wollte unbedingt weiterspielen", registrierte sein Trainer anerkennend. Seine Schmerzen konnten auch Philipp Amrhein nicht stoppen. Neben drei wunderschönen Hebern war der ehemalige Alsfelder eiskalt, wenn es zum Siebenmeter ging. Alle neun Versuche versenkte der Schlaks souverän, nachdem seine Teamkollegen eine Woche zuvor an der Siebenmeterlinie das Kellerduell in Großenlüder verloren hatten.
Aus der geschlossen auftretenden Vulkan-Mannschaft ragten allerdings einmal mehr die beiden Torhüter heraus: Christian Andert bot seinen Kollegen 40 Minuten lang den nötigen Rückhalt und parierte immer wieder Würfe des Favoriten. Allein gegen Eitra/Oberhauns Matthias Kienast fand der Schlussmann kein Rezept. Der am Ende 17-fache Torschütze war der einzige Haunecker, der den Vorschusslorbeeren für die Gäste gerecht wurde. Aber auch ihm wurde noch der Zahn gezogen: Beim Stand von 28:27 für die Hausherren erkämpfte sich Kienast sieben Sekunden vor Schluss einen Siebenmeter, den er selbst verwandeln wollte. Da hatte er jedoch die Rechnung ohne Mike Decher gemacht. Der Vulkan-Schlussmann, der bereits in der 49. Minute einen Strafwurf pariert hatte, entschärfte den Siebenmeter und rettete seiner Mannschaft den verdienten Sieg.
Zu Beginn der Partie legten die Hausherren los wie die Feuerwehr und warfen schnell einen 3:0-Vorsprung heraus. Die zunächst pomadig auftretenden Haunecker fingen sich allerdings, wobei ihnen die nicht immer souveräne Leistung der Unparteiischen in die Karten spielte. Beim 4:4 (10.) stand erstmals unentschieden, das 6:5 war zwei Minuten später die erste Führung der Gäste. Als Alleinunterhalter Kienast mit seinem bereits achten Treffer zum 13:10 für Eitra/Oberhaun erfolgreich war, schien die Begegnung ihren erwarteten Gang zu nehmen. Doch auf der Vulkan-Bank reagierte man prompt und nahm in der 23. Minute eine Auszeit. Coach Walter stellte sein Team neu ein - und mit einem 5:2-Lauf in der verbleibenden Zeit wurde ein 15:15-Halbzeitstand erreicht.
Auch nach dem Seitenwechsel ließen die Vogelsberger den Kontrahenten nicht mehr enteilen, immer wieder wurde durch geschicktes Einlaufen die 5:1-Defensive der HSG Eitra/Oberhaun düpiert. Walter machte hinterher vor allem Janos Toth ein dickes Kompliment: "Janos hat das sehr geschickt gemacht und dadurch das Tempo immer wieder angezogen." Ob beim 18:20 (40.) oder beim 20:22 (45.), nie war der Rückstand größer als zwei Treffer.
Dramatische SchlussphaseAb der 47. Minute (23:23) begegneten sich die Teams schließlich endgültig auf Augenhöhe, wobei diesmal die Gastgeber immer wieder vorlegten. Als der gerade am gegnerischen Kreis bärenstarke Sebastian Pytlik und Toth beim 27:25 (57.) erstmals in der zweiten Häfte einen Zwei-Tore-Vorsprung für die HSG Vulkan Vogelsberg herauswarfen, stand die Halle Kopf. 47 Sekunden vor Schluss wahrte Amrhein mit seinem zwölften Treffer an diesem Abend den Vorsprung, ehe wenig später beim stärksten Spieler auf dem Feld die Nerven flatterten und Kienast in Decher seinen Meister fand.