Hanball, Herren: Loll stellt Sieg im Topspiel sicher
Bezirksoberliga Fulda: HSG Vulkan Vogelsberg zwingt TV Flieden in die Knie - Rot für János Toth
Im Topspiel der Handball-Bezirksoberliga Fulda zwischen Spitzenreiter HSG Vulkan Vogelsberg und Verfolger TV Flieden konnten sich die Gastgeber in einem Herzschlagfinale mit 23:22 (11:9) durchsetzen. Vulkan feierte nicht nur seinen siebten Saisonerfolg und ist als einzige Mannschaft noch ohne Punktverlust, sondern konnte auch den Abstand auf die nachfolgenden Mannschaften auf drei Zähler ausbauen.
Überschwänglicher Jubel bei den Gastgebern, Entsetzen in den Gesichtern der Gäste nach 60 spannenden und dramatischen Minuten, die in der Endphase eine gehörige Portion Adrenalin freisetzten.
HSG Vulkan Vogelsberg -
TV Flieden 23:22
Vulkan hatte Anwurf und nach nur 28 Sekunden setzte sich János Toth bis zum Kreis durch - 1:0. Flieden konnte im Gegenzug nichts ausrichten und Vulkan nutzte den Ballbesitz. Toth setzte Matthias Loll klug am Kreis in Szene - 2:0. In punkto Tore war es dies erst einmal für die Vulkanier. Zwei Mal scheiterte der bis dahin erfolgreiche Ungar am gegnerischen Torwart, einmal spielte er dem Gegner den Ball in die Arme. Sieben Minuten blieben die Hausherren ohne Torerfolg, während die Gäste vier Mal jubeln durften. Dass Flieden die Führung nicht weiter ausbauen konnte, lag überwiegend an der kompakten Vulkan-Abwehr, die den Gästen kaum Entfaltungsmöglichkeiten bot. Zwei Tore von Loll bescherten dem Spitzenreiter den Ausgleich zum 4:4 in der 12. Minute. Offensichtlich hatte der Rückraumspieler erkannt, dass der Ex-Zweitliga-Torhüter Manuel Poch (TV Willstädt) durchaus bei flachen Würfen und Aufsetzern seine Probleme hatte. In der Folgezeit zeigten beide Teams in der Offensive wenig Einfallsreichtum , so dass Tore Mangelware blieben. Nach dem Führungstreffer zum 8:7 (23.) durch Loll nutze die HSG die Schwächephase der Fliedener nur halbherzig. Zwar konnte die Führung auf 11:7 ausgebaut werden, doch ein vergebener Vulkan-Strafwurf, die frühzeitige Verletzung von Rückraumspieler Michael Heinemann und zwei Tore des TV sorgten dafür, dass der Vorsprung bis zum Schlusspfiff dahin schmolz.
Der erste Treffer des zweiten Durchganges war den Gästen vorbehalten, Toth stellte den alten Abstand per Strafwurf her (34.). Auch den erneuten Anschluss wehrte die Kemmerzell-Truppe erfolgreich ab und erzielte das 13:11 (35.). Wieder war es Toth, der traf, als die Uhr 39:25 Minuten anzeigte. Nur 15 Sekunden später musste der Ungar den Weg zur Strafbank antreten. Flieden nutze die Überzahl und glich zum 14:14 aus. Gerade war das personelle Gleichgewicht auf dem Feld wieder hergestellt, da warf Loll zum 15:14 (42.) ein. Flieden glich im Gegenzug aus und nun begann die Partie eigentlich erst so richtig. Neben den beiden Mannschaften gerieten nun auch die Schiedsrichter in den Fokus. Zu Beginn der 45. Minute wurde János Toth von einem seiner Gegenspieler mit beiden Händen in den Rücken gestoßen. Der Ungar hatte keine Möglichkeit, sich noch abzufangen und prallte unglücklich mit dem Kopf gegen einen seinen Mitspieler. Die Hinausstellung des Fliedener Spielers erfolgte nicht. Ob es nun die fehlende Bestrafung des Gegners oder die Schmerzen waren, die den Ungarn dazu veranlassten, Sekunden nach dem Wiederanpfiff sich zu einem Foul an einem Gegenspieler hinreißen zu lassen, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass die Schiedsrichter den für die HSG so wichtigen Akteur auf die Tribüne schickten. Nach Heinemann also ein zweiter Ausfall eines Stammspielers. Flieden nutze die Gunst der Stunde und traf Sekunden nach dem Wiederanpfiff zum 15:16 aus Sicht der HSG. Eine halbe Minute nach dem Ausgleich gab es einen umstrittenen Strafwurf gegen Vulkan und eine fragwürdigen Zeitstrafe gegen Michael Wahl.
Vulkan-Coach Kemmerzell schickte nun Sebastian Peppler für Christian Andert zwischen die Pfosten. Ein Glücksgriff, denn Peppler parierte den Strafwurf und dem im Nachwurf erzielten Treffer blieb die Anerkennung versagt, weil der Gäste-Angreifer den Torraum betreten hatte. Zwei Tore von Kröll und Wahl - Vulkan war wieder da und führte mit 18:16. Beim 20:20 (50:47) musste die HSG erneut in Unterzahl antreten, Flieden ging mit 19:18 (51:07) in Front. Die Schiedsrichter hatten wahrgenommen, dass HSG-Trainer Kemmerzell die Spielfläche betreten hatte und entschieden auf eine Hinausstellung gegen die Vulkan-Bank.
Weller trumpft auf Diese fragwürdige Entscheidung führte keineswegs dazu, dass sich Vulkan aufgab, ganz im Gegenteil: In Unterzahl glichen die Platzherren zum 19:19 aus (51:35). Peppler parierte erneut einen Strafwurf, im Gegenzug war der stark aufspielende René Weller zum 20:19 (52:55) erfolgreich, markierte wenig später auch das 21:20. Für das 22:21 zeichnete der treffsichere Loll verantwortlich, wieder glich Flieden aus. Als Loll genau 60 Sekunden vor dem Schlusspfiff gleich zwei Mal scheiterte, schien sich nun das Blatt zu Gunsten der Mannschaft von Holger Hölzinger zu wenden. Bei einem Gegenstoß landete der Ball in den HSG-Maschen, doch wieder hatte der Angreifer vor dem Wurf den Torraum betreten. Vulkan war wieder im Vorteil und diesmal traf Matthias Loll eiskalt drei Sekunden vor dem Abpfiff. Mit einem Gewaltwurf avancierte er zum Matchwinner.
Fliedens Trainer Hölzinger zeigte sich noch Minuten nach dem Abpfiff enttäuscht: "Es war das erwartete Derby und für beide Seiten alles drin." Kemmerzells Statement fiel etwas umfangreicher, aber ohne ein direktes Lob für seine Mannschaft, aus: "Es war ein reines Kampfspiel, geprägt von Emotionen. Nach drei Minuten ist Heinemann ausgefallen, ein etatmäßiger Rückraumspieler, der im Schnitt zehn bis zwölf Tore erzielt. Der zweite Schlag war die Rote Karte für János. Zum Schluss haben wir mit einem Rückraum gespielt, der so noch nie zusammen gespielt hat. Wir waren öfter in Unterzahl, aber haben Tore gemacht."
Vulkan Vogelsberg: Andert (bis 46.), Peppler (ab 47.); Loll (7/1), Kröll (2), Toth (3/1), Schulz (3), Zander (2), Friedrich (2), Renker, Weller (3), Wahl (1) , Heinemann.
SR: Völlinger/Duschek (Hainzell). Zeitstrafen: 8:4 Minuten. Disqualifikation: János Toth (Vulkan, 45.). Zuschauer: 290.