Zwischen Freude und Frust
Landesliga Nord: HSG Vulkan Vogelsberg zeigt Moral, verpasst aber knapp dritten Saisonsieg
LAUTERBACH. Die Handballer der HSG Vulkan Vogelsberg haben die dritte Niederlage in Folge in der Landesliga Nord verhindert. In heimischer Halle errang die Mannschaft von Spielertrainer János Toth nach einer wahren Achterbahn der Gefühle ein 24:24 (11:15)-Unentschieden gegen den Vorjahresdritten HSG Hofgeismar/Grebenstein. Beim Schlusspfiff wussten Spieler und Anhänger nicht so recht, ob sie sich freuen oder ärgern sollten, dass es mit dem anvisierten dritten Saisonsieg nicht geklappt hat.
HSG Vulkan Vogelsberg -
HSG Hofgeismar/Grebenstein 24:24
Die Gründe dafür sind zahlreich, angefangen mit den eigenen Nerven. Die lagen bei Toth blank und sorgten dafür, dass es lange Zeit nach einer erneuten Niederlage aussah. Unmittelbar nach dem Gegentreffer zum 10:14 legte sich der Ungar, der die Partie bis dato von der Bank aus verfolgt hatte, mit den Unparteiischen wegen eines zuvor nicht geahndeten Gästefouls an. Ein Wort gab das andere, auf eine Zwei-Minuten-Strafe gegen die Vulkan-Bank folgte die Rote Karte für Toth. Der wollte sich auch weiterhin nicht beruhigen, so dass er auf die Tribüne verbannt wurde.
Die Strafe gegen den Übungsleiter war der Tiefpunkt einer ersten Halbzeit, die für die HSG Vulkan Vogelsberg eigentlich sehr gut begonnen hatte. Hofgeismar/Grebenstein gelang zwar der erste Treffer, doch im Allgemeinen hatten die Gastgeber das Geschehen gut im Griff. Die Abwehr stand sicher, das Angriffsspiel gestaltete sich variabel und variantenreich. Die 8:5-Führung nach einer Viertelstunde deutete auf einen gelungenen Abend hin, zumal die bis dahin schwache Gästeleistung belegte, warum der Vorjahresdritte auswärts bislang als Punktelieferant aufgetreten ist.
Doch wie bei jedem Auftritt in dieser Saison nahmen sich die Vogelsberger ihre unverständliche Leistungsauszeit und sahen sich fünf Minuten vor dem Wechsel einem 8:12-Rückstand gegenüber. Das zuvor so gut verbesserte Angriffsspiel wurde schlicht übertrieben, klare Chancen nicht genutzt, sondern die Verantwortung weitergeschoben. Sich dazu gesellende Pass- und Fangfehler machten es vor allem Pascal Kiebach einfach, sein Torekonto mittels Gegenstößen aufzustocken. Darüber hinaus schmeckte die Umstellung der Gästeabwehr von 6:0 auf 5:1 samt Torwartwechsel den Vulkaniern gar nicht.
Im zweiten Abschnitt sah es beim 14:20 (41.) so aus, als ob der HSG Vulkan Vogelsberg die Felle davonschwimmen würden. Schließlich war es der Gästetrainer, der mit seiner unverständlichen Auszeit den Hausherren in die Karten spielte. André Walter nahm das Heft in die Hand und beendete auch das Drama an der Siebenmeterlinie, von der zuvor Matthias Loll und Lars Kröll gescheitert waren. Tatkräftige Unterstützung erhielt Walter von Youngster Christian Rockel, der auch dort hinging, wo es weh tat.
In der 56. Minute glich die HSG Vulkan zum 22:22 aus, egalisierte außerdem zum 23:23 (57.), ehe der in der Schlussphase aufblühende Marc Friedrich unter dem Jubel der längst stehenden Zuschauer eine Minute später sogar die erste Vulkan-Führung seit dem 8:5 markierte. Ein Erfolg des puren Willens, gestützt auf eine deutliche Steigerung in der Abwehr und mit einem sehr starken Mike Decher, war greifbar nahe. Doch dann rächte sich schließlich, dass Toth-Trara gegen die Unparteiischen. Bei einem Vogelsberger Foulspiel am Kreis von Hofgeismar/Grebenstein ließen die Herren in Gelb einfach weiterlaufen, was den Gästen einen Tempogegenstoß ermöglichte, den einmal mehr Kiebach abschloss. Sieben Sekunden vor dem Schlusspfiff, so dass die HSG Vulkan Vogelsberg kaum Zeit zum reagieren hatte. Eine Rote Karte billigend in Kauf nehmend, stoppte Martin Klapp den Vulkan-Gegenzug. Der anschließende Freiwurf von Rockel aus knapp 20 Metern überwand zwar die Abwehrmauer, nicht aber den Gäste-Schlussmann.
Im StenogrammVogelsberg: Decher, Andert; Schulz, Loll, Vogelbacher (3), Renker (2), Pytlik (2), Kröll (3), Toth, Rockel (3), Friedrich (2), Walter (9/3).
Hofgeismar/Grebenstein: Breves, Goßmann, Nodler; Gerland (1), Klapp, Engelbrecht (2), Fehling (5/4), Schaub (1), Sellemann (1), Melzer (2), Aßhauer (3), Kiebach (8), Krauski, Holzhauer.
Schiedsrichter: Hieronymus/Wolff. Strafzeiten: 6:6 Minuten. Rote Karten: Toth (29.) - Klapp (60.). Siebenmeter: 3/6:4/4. Zuschauer: 150. Beste Spieler: Walter, Decher, Rockel - Kiebach, Nodler.