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www.tv-maar.de, Seite: Offen wie ein Scheunentor    Datum: 08.Apr.2025
29.10.2007 18:56 Alter: 17 Jahre

Offen wie ein Scheunentor

 

Landesliga Nord: Heimniederlage für die HSG Vulkan Vogelsberg - Torhüter im Stich gelassen

LAUTERBACH. Willkommen im Abstiegskampf der Handball-Landesliga Nord. Das sollte auch dem Letzten im Lager des Aufsteigers HSG Vulkan Vogelsberg klar sein. Spätestens nach der 35:38 (18:20)-Heimniederlage gegen den VfL Wanfried, die abgesehen von dem Wunsch des neutralen Zuschauers nach vielen Toren, vieles offen ließ. Beim Gast aus Nordhessen waren vor dem wegweisenden Kellerduell bereits unter der Woche die Zeichen der Zeit erkannt worden.
HSG Vulkan Vogelsberg - 
VfL Wanfried 35:38
Es traf das vermeintlich schwächste Glied in der Kette: Trainer Jürgen Handke. An seiner Stelle stand Matthias Meinl an der Seitenlinie, der seine Schützlinge schließlich zum Erfolg führte und mit ihnen den Sieg bejubeln durfte.
Wehmütige Blicke auf die jubelnden Gäste warfen nach 60 Minuten die Vulkan-Spieler, die einmal mehr ihre Siegesambitionen nicht umsetzen konnten. Zuzuschreiben hatten sich die Hausherren die Niederlage wieder einmal selbst, wobei wie schon in Bad Hersfeld vor allem die Abwehrarbeit sehr zu wünschen übrig ließ. 38 Gegentreffer sprechen eine deutliche Sprache, wenngleich die beiden Torhüter Mike Decher und Christian Andert noch die geringste Schuld trifft. "Es ist unglaublich, auf wie wenig Widerstand die Wanfrieder treffen", wetterte ein älterer Zuschauer zu Recht. Vor allem der hoch aufgeschossene Phil Räbiger konnte schalten und walten wie er wollte. Im ersten Abschnitt blieb der variabel auf halb links und Linksaußen agierende Wanfrieder ohne Fehlversuch und warf neun Tore. Als die Vulkan-Defensive Räbiger tief in der zweiten Halbzeit endlich in den Griff bekam, waren seine Nebenleute zur Stelle. Trotz der 35 erzielten Treffer war auch die Angriffsleistung der HSG Vulkan Vogelsberg nur phasenweise ansprechend. Zu viele Ballverluste ermöglichten den Gästen Tempogegenstöße, die vor allem David Hobbie sicher abzuschließen verstand. Gerade in den Situationen, als die Vogelsberger dran waren.
Abgesehen vom 3:2 (5., Toth) und 17:16 (27., Loll) beziehungsweise 18:17 (28., Thoma) lief die Mannschaft von Spielertrainer János Toth ständig einem Rückstand hinterher. Das sollte sich nach dem Seitenwechsel nicht ändern. Als wiederum Räbiger dem 19:21 alsbald das 19:22 (31./33.) folgen ließ, schwante HSG-Vorstandler Kai Artus nichts Gutes: "Die werden doch wohl nicht das Spiel in den ersten zehn Minuten verlieren wollen." Zwei Minuten später hieß es sogar 19:24. Wenn Andert nicht einen Gegenstoß pariert hätte, die Begegnung wäre angesichts eines 19:25 bereits nach 35 Minuten entschieden gewesen.
Eine Zwei-Minuten-Strafe der Gäste brachte die HSG Vulkan schließlich wieder ins Spiel zurück, auch wenn die Rote Karte gegen VfL-Schlussmann Tomas Pankiewicz nach einer Attacke gegen Benjamin Thoma ausblieb (38.). Beim 25:26 (41., Schulz) waren die Vogelsberger wieder dick im Geschäft. Aber Wanfried legte wieder zu, so dass drei Minuten vor Schluss angesichts eines 32:35-Rückstands die Entscheidung gefallen zu sein schien.
Binnen einer Minute sorgten der emsige Christoph Vogelbacher und der erst sein Abschlussglück findende André Walter mit den Treffern zum 34:35 (58.) beziehungsweise 35:36 (59.) für neue Hoffnung. So schnell die aufgekommen, so schnell löste sie sich aber wieder in Luft auf - aus altbekannten Gründen: In der Defensive nicht energisch genug zugepackt, im Angriff mangelhafte Konzentration bei Abspiel und Abschluss. Der VfL Wanfried packte die Gelegenheit beim Schopf und tütete den nicht unverdienten Sieg ein.
Die HSG Vulkan Vogelsberg geht schweren Wochen entgegen. Für Artus war schon vor dem Spiel klar, dass "wir wohl bis zum Saisonende im Abstiegskampf beschäftigt sein werden". Besonders schwer wird es aber, wenn die Heimspiele - gerade gegen die direkten Konkurrenten - derart fahrlässig aus der Hand gegeben werden, wie nun gegen Wanfried.

Im StenogrammVulkan Vogelsberg: Decher, Andert; Loll (4), Kröll (4/1), Toth (8/5), Schulz (3), Walter (4), Lamprecht, Rockel (2), Vogelbacher (7), Friedrich, Renker (1), Thomas (2), Sachs.
Wanfried: Pankiewicz, Thomas; Hölzel, Henning Wehr, Claus Wehr (5), Grein (2), Hobbie (8), Stephani (5), Vogt (2), Umlauf, Hertel (3), Räbiger (13).
Schiedsrichter: von Berg/Kopf. Strafzeiten: 12:14 Minuten. Rote Karte: Vogt (Wanfried, 38.) wg. dritter Zeitstrafe. Siebenmeter: 6/7:0/0. Zuschauer: 150.